Herr Möhring, was ist der entscheidende Faktor, um den Ausbau dieser Kreislaufsysteme voranzutreiben?
Der wesentliche Faktor ist die Qualität des Materials, das aus dem Prozess des kontinuierlichen Recyclings hervorgeht. Je höher diese Qualität ist, umso höherwertige Produkte lassen sich dann wieder daraus fertigen. Ist diese Qualität durch technisch ausgereifte Verfahren konstant abrufbar, steigt die Zahl der Unternehmen, die auf Recyling-Kunststoffe zurückgreifen ganz automatisch. Der zweite wesentliche Faktor ist Bewusstsein. Das bildet sich nicht von allein, daran muss man arbeiten, durch kollektive Bildung – am besten schon im Kindergarten – und durch Regularien, wie sie verstärkt national und EU-weit eingeführt werden.
Welches Bewusstsein wünschen Sie sich?
Unternehmen aber auch Konsumenten müssen verstehen, dass eine lineare Produktion mit den Mechanismen – produzieren, verbrauchen, vermüllen, mit neuem Ausgangsmaterial neu produzieren – nur in eine Richtung führt: zuerst zur massiven Verteuerung der Rohstoffe und danach zum Ende aller Wertstoffressourcen unserer Erde. Auf diesem Hintergrund müssen wir jeden Stoff als Wertstoff begreifen. Niemand käme auf die Idee einen alten Goldring wegzuwerfen. Denn die besonderen Eigenschaften und die Seltenheit des Materials bestimmen seit Jahrtausenden seinen Wert. Man schmilzt ihn also ein und bringt ihn in eine neue Form. So muss man heute auch auf Wertstoffe wie Kunststoff schauen.
Welche Rolle spielt der Klimawandel in diesen Überlegungen?
Natürlich eine bedeutende. Kreislaufsysteme – vor allem maßgeschneiderte – sind um ein vielfaches klimaschonender als eine lineare Produktion. Sie reduzieren den CO2 Ausstoß, den Verbrauch von Rohstoffen und Energie-Ressourcen und verkleinern damit den ökologischen Footprint, den Unternehmen hinterlassen. Das ist für Unternehmen ein zunehmend wichtiger Faktor, um die gesellschaftliche Akzeptanz ihrer Produktionsverfahren und Produkte zu erhalten. Da geht es um verantwortungsvolles Handeln und Glaubwürdigkeit.
Wie sehen Sie Ihre eigene Rolle in diesem Prozess?
Zunächst mal habe ich da einen ganz persönlichen Blick – als Vater, dem es ein Anliegen ist, unseren Kindern dieselben Möglichkeiten und Perspektiven zu hinterlassen, die wir für uns reklamieren. Als Geschäftsführer der energenta gmbh folge ich dem genetischen Code unseres Unternehmens: uns hat von Anfang die Überzeugung getrieben, das Richtige zu tun – Recycling-Quoten und die stoffliche Verwertung mit modernster Technik voranzutreiben und mehr und mehr Kunden und MitarbeiterInnen für unseren Weg zu gewinnen. Und ich denke, bezogen auf den Standort Deutschlands haben wir ebenfalls eine besondere Verantwortung. Allein in Deutschland findet mit über 50 Millionen Tonnen rund ein Viertel der europäischen Kunststoffproduktion statt. Deshalb muss unser Beitrag beim Ausbau der Kreislaufsysteme genauso gewichtig sein. Daran arbeiten wir jeden Tag.
Vielen Dank für diese Einblicke!
Sehr gern.